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Helmut Zwickl Kolumne

Der Patient Formel 1 wird zu Tode operiert

motorline.cc-Stargastautor Helmut Zwickl analysiert die jüngsten Beschlüsse des FIA-Weltrats und entdeckt dabei sehr viel Zündstoff: Der Machtkampf geht weiter...

Von Helmut Zwickl

Die Beschlüsse des FIA Weltkonzils am Dienstag den 17.März haben die Vorschläge der FOTA (Formula One Teams Association) zum Thema Stabilität, Verbesserung der Show und Kostensparen mit einer völlig neuen Formel abserviert, besser gesagt, unterlaufen.
Die von der FOTA gewünschte neue Punkteverteilung für die Fahrer-WM von 12-9-7-5-4-3-2-1 sollte einen Sieg höher bewerten. Doch das Weltkonzil verwarf diesen Vorschlag und gab für heuer Grünlicht für die Ecclestone-Forderung: Weltmeister wird der Fahrer mit den meisten Siegen. Wäre diese Regel bereits letztes Jahr in Kraft gewesen, hieße der Weltmeister Felipe Massa und nicht Lewis Hamilton. Bei gleicher Anzahl von Siegen geht der Titel an den Fahrer mit den meisten Punkten, erstellt nach der momentan gültigen 10-8-6 usw. Wertung.

Die FOTA schäumt natürlich.

Was aber noch mehr Staub aufwirbelt, ist eine Budget-Deckelung, die ab 2010 als Alternative in Anspruch genommen werden kann.
Im Klartext: ein Team, das sich entscheidet, mit einer Budgetobergrenze von 33 Millionen € zu fahren, bekommt gegenüber den Teams, die ohne Budget-Limit konkurrieren, mehr technische Freiheiten: a) durch einen aerodynamisch effizienteren Unterboden, b) durch bewegliche Flügel, c) durch Motoren, die nicht homologiert werden müssen, also nicht einem Drehzahllimit und dem «Einfrieren» unterliegen.

Aus dem 33 Millionen € Budget müssen laut Max Mosley «die Gagen der Fahrer und Teamchefs gezahlt werden, ein Team kann 20 Millionen für Motoren und 10 Millionen für alles andere aufwenden, und sie können wenn sie wollen einen Privat-Jet kaufen...»

Jetzt wird es interessant zu sehen, wie die FOTA reagiert, denn sie bekommt in Prinzip was sie eigentlich gefordert hat: einerseits die Kostenreduzierung, andererseits jene technische Freiheit, die die Werksteam nicht aufgeben wollen.

Die entscheidende Frage wird sein: Nehmen die FOTA-Teams die Budget-Formel kampflos an oder nicht?

Wenn nicht, entsteht eine Zweiklassen-Liga, die der Formel 1 den letzten Nimbus rauben würde. So oder so: eine derartige Handikap-Formel, bei der sich die FIA ein «ausbalancieren» vorbehält, ist unkontrollierbar: vom Einhalten des 33 Millionen Kontos bis zu den technischen Freiheiten. Da ist genug Sprengstoff drinnen, um die ganze Formel 1 hochgehen zu lassen.

Die Machtspiele gehen weiter.

Der Patient Formel 1 wird zu Tode operiert.

Autor Helmut Zwickl ist neben seiner langjährigen Tätigkeit als einer der führenden deutschsprachigen Motorsportjournalisten auch Veranstalter der Ennstal-Classic, alle Infos dazu finden Sie unter www.ennstal-classic.at

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