CLASSIC

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Wir wollen keine Motoren-WM tönt es seit Jahren von der FIA-Kommandobrücke abwärts. Wir wollen eine Fahrer-WM heisst seit Jahren das Traumziel der Formel 1 Politiker, und natürlich bleibt es eine Illusion, auch wenn die Technik noch so stark kastriert wird.

Was wir heute haben, ist noch viel schlimmer als alle anderen Restriktionen, die immer nur neue Langweile produzieren. Wir haben - und nicht erst heuer - eine Reifen-WM.

In Indy räumte man Bridgestone noch einen Homevorteil ein. Doch in Magny Cours hat Bridgestone die Formel 1 neu ausgerichtet und die Michelin-Autos auf die Stehplätze verwiesen. Selbst Toyota wurde plötzlich nach vorne gummiert. Und den Renault und McLaren-Mercedes Piloten brachen die Zehntelsekunden weg.

Natürlich ist immer das Gesamtpaket entscheidend, aber der Faktor Reifen überragt alles: einen Motor, dem man in einer ständigen, millionenteuren Entwicklung über längere Strecken mehr Drehzahl abverlangen darf, ein neues Geflügel, das in dem vom Reglement nicht beschnittenen Luftraum hineinentwickelt wird, oder eine astronomisch teure Neuentwicklung auf dem Getriebesektor.

Aus der schwarzen Magie werden nicht bloß Hundertstelsekunden gewonnen, sondern da werden mit einem Schlag ganze Zehntelpakete angeliefert. Ob Ferrari oder Renault: man ist dem Reifenhersteller auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Und das war letztes Jahr ruinös für Ferrari, als Reifenwechsel verboten war und die Michelin-Alchimisten die besseren Langstreckenreifen erfanden. Heuer ist Reifenwechsel erlaubt und jetzt scheint sich das Blatt von den Renault-Michelin Erfolgen zu den Bridgestone-Autos zu wenden.

Polit-Formel & Plastik-Heinis

O.k.: Schumis Aufholjagd, so reden wir uns ein, macht die WM wieder spannend. Aber der Frankreich Grand Prix hat uns wieder gezeigt, was aus der Formel 1 geworden ist, wohin sie in dem jahrelangen Krieg der Egos um Macht, Geld und Abrüstung abgesackt ist.

Die Formel 1 ist eine politische Formel, eine Börse, auf der die Teamchefs mit Fahrern und Sponsoren ihre Spekulations-geschäfte spielen. Und vor lauter Spielsucht haben die Herren längst den Boden der Realität verlassen. Die Fußball-WM hat gezeigt, was Marketing ist und wie man die Völker in eine Mega-Show einbindet.

Wenn ich sehe, wie die TV-Reporter bei Live-Übertragungen den Formel 1-Stars mit dem Mikro nachrennen müssen, weil diese Plastik-Heinis nicht gewillt sind 30 Sekunden stehen zu bleiben, dann ist doch klar, dass in dieser Show alle Regisseure längst versagt haben.

Autor Helmut Zwickl ist neben seiner langjährigen Tätigkeit als einer der führenden deutschsprachigen Motorsportjournalisten auch Veranstalter der Ennstal-Classic, alle Infos dazu finden Sie unter www.ennstal-classic.at

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