CLASSIC

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Wir wollen keine Motoren-WM tönt es seit Jahren von der FIA-Kommandobrücke abwärts. Wir wollen eine Fahrer-WM heisst seit Jahren das Traumziel der Formel 1 Politiker, und natürlich bleibt es eine Illusion, auch wenn die Technik noch so stark kastriert wird.

Was wir heute haben, ist noch viel schlimmer als alle anderen Restriktionen, die immer nur neue Langweile produzieren. Wir haben - und nicht erst heuer - eine Reifen-WM.

In Indy räumte man Bridgestone noch einen Homevorteil ein. Doch in Magny Cours hat Bridgestone die Formel 1 neu ausgerichtet und die Michelin-Autos auf die Stehplätze verwiesen. Selbst Toyota wurde plötzlich nach vorne gummiert. Und den Renault und McLaren-Mercedes Piloten brachen die Zehntelsekunden weg.

Natürlich ist immer das Gesamtpaket entscheidend, aber der Faktor Reifen überragt alles: einen Motor, dem man in einer ständigen, millionenteuren Entwicklung über längere Strecken mehr Drehzahl abverlangen darf, ein neues Geflügel, das in dem vom Reglement nicht beschnittenen Luftraum hineinentwickelt wird, oder eine astronomisch teure Neuentwicklung auf dem Getriebesektor.

Aus der schwarzen Magie werden nicht bloß Hundertstelsekunden gewonnen, sondern da werden mit einem Schlag ganze Zehntelpakete angeliefert. Ob Ferrari oder Renault: man ist dem Reifenhersteller auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Und das war letztes Jahr ruinös für Ferrari, als Reifenwechsel verboten war und die Michelin-Alchimisten die besseren Langstreckenreifen erfanden. Heuer ist Reifenwechsel erlaubt und jetzt scheint sich das Blatt von den Renault-Michelin Erfolgen zu den Bridgestone-Autos zu wenden.

Polit-Formel & Plastik-Heinis

O.k.: Schumis Aufholjagd, so reden wir uns ein, macht die WM wieder spannend. Aber der Frankreich Grand Prix hat uns wieder gezeigt, was aus der Formel 1 geworden ist, wohin sie in dem jahrelangen Krieg der Egos um Macht, Geld und Abrüstung abgesackt ist.

Die Formel 1 ist eine politische Formel, eine Börse, auf der die Teamchefs mit Fahrern und Sponsoren ihre Spekulations-geschäfte spielen. Und vor lauter Spielsucht haben die Herren längst den Boden der Realität verlassen. Die Fußball-WM hat gezeigt, was Marketing ist und wie man die Völker in eine Mega-Show einbindet.

Wenn ich sehe, wie die TV-Reporter bei Live-Übertragungen den Formel 1-Stars mit dem Mikro nachrennen müssen, weil diese Plastik-Heinis nicht gewillt sind 30 Sekunden stehen zu bleiben, dann ist doch klar, dass in dieser Show alle Regisseure längst versagt haben.

Autor Helmut Zwickl ist neben seiner langjährigen Tätigkeit als einer der führenden deutschsprachigen Motorsportjournalisten auch Veranstalter der Ennstal-Classic, alle Infos dazu finden Sie unter www.ennstal-classic.at

News aus anderen Motorline-Channels:

Helmut Zwickl Kolumne

Weitere Artikel:

Zwischen Kaiserwetter und Temperatursturz

Flachgau-Höllental Spring Classic 2025

Leider hatten sich nur 25 Teilnehmer zu dieser tollen Rallye am 4. und 5. April 2025 angemeldet. Ich kann allen Nicht-Teilnehmern nur sagen: Ihr habt was versäumt.

Ein Zwerg auf der Suche nach Identität? Streng genommen hatte der Rascal sogar viele, dazu mehrere Familiennamen und je nach Marke unterschiedliche Produktionsstandorte mit wilden Zuordnungen.

Wenn man ein simples Arbeitstier schon überzeichnet, dann bitte ordentlich. Dass dem Mazda Rotary Pick-up dennoch keine große Karriere zuteil wurde, lag vor allem am schlechten Timing. Aber auch am Charakterdarsteller Wankelmotor.

Die Schnellladefläche

Helden auf Rädern: Chevrolet S-10 EV

Noch seltener als der Chevy EV-1 war sein praktischerer und weit patriotischer Ableger. Der S-10 EV war ein Frühversuch elektrischer Nutzfahrzeuge, bei denen den Machern ein entscheidender Fehler passierte.

Den Wahnsinn im Gepäck

Helden auf Rädern: Honda City

Japan und ihre Kleinwagen – eine Liebesbeziehung, die sensationelle Blüten trieb. Honda dachte zum Beispiel beim City schon früh über Probleme nach, die erst jetzt bei uns angekommen sind.

Wenn Genossen den Eid genossen

Helden auf Rädern: Shanghai SH760

Automobilbau in China? Vor 70 Jahren nahezu unvorstellbar. Dafür zeigte der SH760, wie schnell sich in diesem Land das Blatt wenden und man in diesem Spiel dazulernen kann. Ein Auto wie ein Spiegelbild der Lernkurve eines Landes.