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Von Ferenc Szisz bis Fernando Alonso

Helmut Zwickl dreht das Rad der Zeit um 100 Jahre zurück und wirft einen Blick auf den ersten Grand Prix Sieger, Renault-Pilot Ferenc Sisz.

von Helmut Zwickl

Am 26./27.Juni 1906 lief in der Gegend um Le Mans ein Rennen, das als erster Grand Prix in die Geschichte einging. Die Geburt der Grand Prix-Rennen fand somit in Frankreich statt.

Gewonnen hat damals der gebürtige Ungar Ferenc Szisz, ein 33jähriger Mechaniker, der über München nach Paris zu Renault gekommen war.

Hundert Jahre später ist Renault im Grand Prix Sport zu einem Serien-Sieger avanciert, der Spanier Fernando Alonso segelt auf Titelkurs. Was sowohl den Steinzeit-Renault als auch dem Alonso-Renault siegfähig machte, sind die Michelin-Reifen.

Vor 100 Jahren versorgten Michelin, Dunlop und Continental die 32 Autos mit Reifen. Normalerweise dauerte das Aufziehen eines neuen Reifen gute 15 Minuten, doch Michelin brachte für Fiat, Renault und Clement-Bayard eine abschraubbare Felge, dank der bei einer Reifenpanne – und deren gab es unzählige – Zeit gespart wurde.

Daß Renault diese Michelin-Innovation überhaupt verwenden konnte, war dem Leichtbau zu verdanken. Die Formel war einfach: das Maximalgewicht der Autos war mit 1000 kg festgelegt.

Und weil der Renault so leicht war, konnte man die revolutionären, aber um vieles schwereren Felgen überhaupt montieren.

Der Straßenrundkurs für den Frankreich-Grand Prix war 103 km lang, an zwei Tagen galt es jeweils sechs Runden zu fahren, die Gesamtdistanz betrug 1238,16 km.

Renault setzte auf 13 Liter Hubraum, aus dem nicht mehr als 90 PS bei 1200 U/min. gewonnen wurden. Heute leistet der 2.4 Liter V8 Zylinder in den Renaults von Alonso und Fisichella rund 670 PS, es können Drehzahlen um 19.000 U/min. abgerufen werden.

Ferenz Szisz wurde mit einem Top-Speed von 148 km/h gemessen. Alonsos Renault wurde im Canada-Grand Prix mit 313 km/h gestoppt. Die Fahrzeiten des zweitägigen Grand Prix wurden addiert, Szisz gewann mit einer Gesamtzeit von 12 Stunden und 14.07 Minuten, was einem Schnitt von damals sagenhaften 101.19 km/h entsprach.

Szisz rückte 1914 in die französische Armee ein, er war bei den Transport-Truppen in Algerien und erkrankte an Typhus. Nach dem ersten Weltkrieg arbeitete er in der Breguet Flugzeugfabrik und fuhr Rennen in einem La Buire Sportwagen. Er starb als 70jähriger in den 30er Jahren in der Nähe von Paris.

Aus dieser Pionierzeit haben bis heute nur Fiat, Mercedes und Renault überlebt. Was aus dem Szicz-Renault geworden ist? Das ist nicht ganz klar überliefert. Der Historiker David Burgess-Wise vertritt die Theorie, dass der Grand Prix-Sieger nach dem ersten Weltkrieg als Wagen für den Armee-Stab in Verwendung stand.

Autor Helmut Zwickl ist neben seiner langjährigen Tätigkeit als einer der führenden deutschsprachigen Motorsportjournalisten auch Veranstalter der Ennstal-Classic, alle Infos dazu finden Sie unter www.ennstal-classic.at

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