Helmut Zwickl Kolumne | 25.09.2006
Als Christian Klien sein Formel 1 Cockpit räumen musste, weil die Chefetage von Red Bull Racing mit seiner Performance im dritten Jahr nicht zufrieden war, hat man ihm eine Alternative angeboten: die amerikanischen ChampCar Serie. Red Bull sponsert das amerikanische PKV-Racing Team, an dem auch Cosworth-Miteigentümer Kevin Kalkhoven beteiligt ist, und dort hätte Klien 2007 einsteigen können.
Laut Dr.Helmut Marko hätte Klien «genauso viel verdient wie in der Formel 1, mit den dort üblichen Preisgeldern sogar noch viel mehr.»
Hannes Klien, der Vater von Christian, ist ein dominierender Vater, er bestimmt wos lang geht, er ist, was man leicht spöttisch einen «Eislauf-Vater» nennt. Und wenn Papa sagt, wir gehen nicht nach den USA, dann ist das so.
Jetzt gebe ich zu, dass es in Vorarlberg viel schöner ist, als in Indianapolis, und Amerika auch nicht mehr das gelobte Land des Autorennsports ist.
Aber wenn der Christian gewillt ist, ein Profirennfahrer zu bleiben, dann hätte er die Krot schlucken müssen.
Auch ein Jochen Rindt hat seinerzeit die Zelte in Österreich abgebrochen und ist zähneknirschend nach England gegangen, wo er den Wiener Schmäh vermisste. In Maidstone hat er sich eine winzige Wohnung gemietet.
Alle Jungs, die sich eine Rennfahrer-Karriere aufbauen wollen, ob aus Japan oder Australien, Spanien oder Indien, müssen ihre Warteschleifen in England drehen und sich in der Nähe ihres Teams einnisten. Robert Kubica verließ Polen und ging nach Italien, wo er eine Kart-Karriere startete, die ihn heute in das BMW Formel 1-Team kanalisierte.
Vielleicht hätte Christian Klien seine Entlassung abfedern können, wäre er schon viel früher nach Milton Kayns gezogen, wo er sich im Rennstall tiefer in die Materie der Technik versenken hätte können.
Ein Senna hat bei McLaren quasi gewohnt, er ist den Ingenieuren schwer auf die Nerven gegangen, mit seiner stundenlangen Fragerei. Und Michael Schumacher hatte mit dem gleichen Eifer seine Leader-position bei Ferrari einzementiert.
Ein Ralf Schumacher wurde nach Japan geschickt, um sich in den dortigen Rennserien für die Formel 1 fit zu machen. Japan ist für einen Mitteleuropäer nicht gerade das Paradies, aber er hat sich durchgebissen. Natürlich ist es schwer abzusehen, ob man aus den USA oder Japan noch einmal nach Europa zurückkehren kann, um hier eine Fahrkarte in einem Top-Team zu kriegen.
Wer einmal aus der Formel 1 draussen ist, der ist out.
Die Kliens haben sich gesagt: wir wollen lieber den letzten Zipfel Formel 1 in die Hand zu kriegen, als in der ChampCar Serie, fern der schönen Vorarlberger Heimat, von Chunk-Food lebend, im Kreis zu fahren.
Es fragt sich aber, zu welchen Preis der letzte Zipfel Formel 1 zu kriegen ist.
Autor Helmut Zwickl ist neben seiner langjährigen Tätigkeit als einer der führenden deutschsprachigen Motorsportjournalisten auch Veranstalter der Ennstal-Classic, alle Infos dazu finden Sie unter www.ennstal-classic.at