
Die Helmut Zwickl Kolumne | 07.10.2007
Von Radarbildern, Sperr-Mechanismen und Eunuchen...
Es tauchen viele Fragen auf, nach diesem herrlich verwirrenden China-Grand Prix...
von Helmut Zwickl
NUMMER EINS: wieso kann man sagen "in 3 Minuten kommt der nächste Regen"?
Man kann das auf Grund von speziellen Radarbildern, auf denen sich Niederschlagsgebiete räumlich genau darstellen lassen, und ein Computer-Programm die Heftigkeit und Eintreff-Zeit berechnet. Offenbar hatten aber nicht alle Teams Zugriff auf die gleichen Radardaten, oder besser gesagt: die Eintreff-Zeit und die Heftigkeit wurde nicht überall gleich bewertet.
NUMMER ZWEI: wieso hat Hamilton ausgerechnet in der Boxeneinfahrt eine Null-Nummer
produziert, die ihn vielleicht sogar den Titel kosten kann?
Antwort: weil er ein Extremist ist, der momentan (noch) keinerlei Sicherheits-Mechanismen in seiner Gehirnsoftware hat. Hätte er so was, wäre er nie dieser Überflieger, den man bereits mit Senna und Michael Schumacher zu vergleichen beginnt. Was meiner Meinung nach zu früh ist.
Bei Piloten wie Ralf Schumacher und Alex Wurz haben sich solche Sperr-Mechanismen im Laufe der Zeit ausgebildet, sie wissen daher in ihrem Innersten, wann es Zeit ist zum Aufhören.
Aber den alles entscheidenden Fehler machte das McLaren-Team, sie hätten an Hand von Hamiltons langsamer werdenden Rundenzeiten schalten müssen, und Lewis um ein-zwei Runden früher reinholen müssen, denn seine Reifen waren am Ende.
NUMMER DREI: Wieso ist Toro Rosso plötzlich so gut? Besser sogar als die Mutterfirma Red Bull Racing?
Offenbar produziert der Red Bull Windkanal nach monatelangen Falschmeldungen jetzt brauchbare Daten zur Weiterentwicklung – das hat alle vier Autos ein paar Zehntel schneller gemacht. Obendrein hat Sebastian Vettel einen neuen Geist ins Team gebracht und Tonio Liuzzi in diesen Aufbruchs-Sog mitgerissen. Die Einstopp-Strategie und das Reifen-Management war in diesem Stotterregen-Rennen optimal.
Noch zu erwähnen wäre: was die TV-Kommentatoren im Verlaufe eines Rennens alles reininter-pretieren, geht auf keine Kuhhaut. Sie tappen in die Falle von Vermutungen und Spekulationen, die jedes Kabarett-Programm bereichern würden. Manchmal kommen sie mir vor, wie Eunuchen, die über Sex reden...
Autor Helmut Zwickl ist neben seiner langjährigen Tätigkeit als einer der führenden deutschsprachigen Motorsportjournalisten auch Veranstalter der Ennstal-Classic, alle Infos dazu finden Sie unter www.ennstal-classic.at