Helmut Zwickl Kolumne | 21.10.2007
Wie die Silberpfeile auch die Fahrer-WM vergeigten...
Im entscheidenden Finale ist Lewis Hamilton abgestürzt, Fernando Alonso war zu langsam, doch in Wahrheit hat das McLaren-Mercedes-Team diese Fahrer-WM vergeigt...
von Helmut Zwickl
Im entscheidenden Finale ist Lewis Hamilton abgestürzt, Fernando Alonso war zu langsam, doch in Wahrheit hat das McLaren-Mercedes-Team diese Fahrer-WM vergeigt – bereits in China, wo man Hamilton ins Kiesbett schickte, weil die Reifen um 2 Runden zu spät gewechselt wurden.
In Brasilien hat Alonso gleich nach dem Start eine tolle Attacke gegen Hamilton geritten und der Formel 1 Rookie ist auf die Seife gestiegen und zu weit rausgedriftet. Dann gab es eine elektronische Störung und Hamilton musste das System praktisch auf «Reserve» schalten.
Diese Technik-Panne gab ihm den Rest.
Aber entscheidend war, dass die Führung des Silberpfeilteams ab Ungarn die Herrschaft über die Fahrer verloren hat.
Eine unglaubliche Schmierenkomödie begann: Alonso rächte sich an Ron Dennis, wurde zum Verräter des e-mail und SMS-Verkehrs mit Pedro de la Rosa, der wiederum die Ferrari-Daten von Mike Coughlan abfragte, der zusammen mit der Technik-Führung das geheime Dosier vom roten Erzfeind zwei Monate auswerten konnte.
Ferrari war für McLaren transparent. McLaren-Mercedes wurde vom Welt-Konzil in einem zweiten Meeting verurteilt, mit dem Verlust der Konstrukteur-Punkte und 100 Millionen Dollar bestraft...
Und die große Frage war: wieviel Ferrari-Know How war wirklich bei Hamilton-Alonso an Bord?
Die Antwort werden wir nie erfahren.
Lewis Hamilton war in dieser Saison der Komet, der zu everybodys Darling aufstieg und das Beste wurde, was die Formel 1 zu bieten hatte. Er schaffte es, dass die Erinnerung an Michael Schumacher verblasste. Er begann Alonso zu entzaubern, und das hat den Spanier sehr böse gemacht.
Alonso verlor viele Symphatien, und im Endspurt ging dem Silber-Team in der Gift-Atmosphäre die man sich eingebrockt hatte, die Luft aus.
Ron Dennis beim ersten Interview nach dem Rennen: das war ein zerbrochener Mann, mit einem Gesicht, so verquollen wie ein Halloween-Kürbis.
Kimi Räikkönen fährt seit Jahren auf Weltmeister-Niveau, er ist eine Fahrmaschine, im entscheidenden Moment begibt er sich in das Gefrierfach seines seelischen Eiskasten und die Gegner zerbrechen an ihm. Ferrari gab ihm im Finale das beste Auto der Saison.
Lewis Hamilton ist so jung, er kann noch sehr oft Weltmeister werden.
Autor Helmut Zwickl ist neben seiner langjährigen Tätigkeit als einer der führenden deutschsprachigen Motorsportjournalisten auch Veranstalter der Ennstal-Classic, alle Infos dazu finden Sie unter www.ennstal-classic.at