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Helmut Zwickl Kolumne

Wie viel Betrug steckt (noch) in der F1?

motorline.cc-Stargastautor Helmut Zwickl fragt: „Was bleibt von Renault in Erinnerung? Wird die F1 jetzt friedlicher?“ Und liefert die Antworten…

von Helmut Zwickl

Ich habe es oft genug geschrieben: Die Formel 1 erinnert mich an eine Freistilringer-Truppe auf Tournee. Man macht sich den Sieger aus, alles Show, Publikumsbetrug. Der befohlene Crash von Singapur war sicher der Höhepunkt aller Skandale, Manipulationen und Betrügereien, mit der sich die Formel 1 seit Jahrzehnten in den Schlagzeilen hält.

Und immer wieder waren es die Urteile nach solchen Regelverstößen, die zum Aufreger wurden. Zu stark sind die wirtschaftlichen Verflechtungen der Zirkusdirektion, zuviel Geld steht am Spiel. Die Politik, geprägt vom Druck der Investoren, TV-Quoten und Machtspiele, lässt den Eindruck entstehen, dass sie immer wieder in die Gerichtsbarkeit eingreift.

Da wurde McLaren-Mercedes im sogenannten «Spionage-Skandal» zu einer 100 Millionen Dollar-Strafe verurteilt (wieviel von dieser Summe tatsächlich bezahlt wurden, sei dahingestellt), und jetzt kommt das Renault Formel 1-Team mit einer Bewährungsstrafe davon.

Natürlich hat Bernie Ecclestone, selbst ein Mitglied des Welt-Konzils, den anderen Konzilmitgliedern klar gemacht, dass man Renault weder mit Geld noch mit einem sofortigen Ausschluss aus der WM bestrafen dürfe, sonst verliert man auch dieses Team.

Flavio Briatore hingegen kann künftig sein Unwesen nicht mehr im Motorsport treiben. Er wird keinen «Schummel-Schumi» mehr kreieren, wie im Jahre 1994, wo seine Benetton-Truppe durch Software-Manipulationen und einer frisierten Tankanlage für Skandale sorgte, er darf auch keine Fahrer mehr managen, keinen Alonso mehr entdecken, und nicht mehr einen Fahrer wie Alex Wurz, der seinen Managementvertrag ablehnte, die Formel 1 Karriere zerstören.

Möglich dass Pat Symonds es war, in dessen Gehirn der Plan vom Singapur-Crash reifte. Jedenfalls gab er Piquet jun. den detailierten Marschbefehl an die Mauer mit. Der exzellente Formel 1-Techniker jedenfalls darf sich die nächsten fünf Jahre nicht mehr in der Formel 1 blicken lassen.

Piquet jun. hat sich als Marionette missbrauchen lassen, um bei Renault einen neuen Vertrag zu bekommen. Aber im Prinzip sind doch alle Fahrer Marionetten, weil es zu viele Briatores gibt.

Renault hat tolle Sachen in die Formel 1 eingebracht, die Franzosen waren der Turbo-Pionier, sie leisteten im Motorenbau großartige Entwicklungsarbeit, doch was bleibt davon? Der manipulierte Sieg in Singapur.

Wird die Formel 1 jetzt friedlicher? Nachdem mit Ron Dennis die größte Reizfigur, nicht ganz freiwillig, zurückgetreten ist, und Flavio Briatore auf ewig verbannt wurde?

Machen wir uns nichts vor: es kommen immer wieder neue Briatores ins Spiel. Weil der Erfolgsdruck so hoch ist, wird es immer wieder Manipulationen geben. Die mit unverständlichen Strafen geahndet werden.

Autor Helmut Zwickl ist neben seiner langjährigen Tätigkeit als einer der führenden deutschsprachigen Motorsportjournalisten auch Veranstalter der Ennstal-Classic, alle Infos dazu finden Sie unter www.ennstal-classic.at

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