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Erinnerungen eines Sportreporters: Wenn zwei das Gleiche tun …
Klein, Mörtl & Stohl Privat

Wenn zwei das Gleiche tun …

Achim Mörtl und Manfred Stohl haben eigentlich sehr viel gemeinsam - und sind einander, bedingt durch die Lebensumstände, dennoch überhaupt nicht ähnlich. Erneut versorgt uns Peter Klein in seiner Kolumne mit launigen Einsichten aus der Vergangenheit.

Peter Klein für den Motorline Paddock Corner

Ich wurde schon oft gefragt, warum ich mich noch nicht ausführlich an Raimund Baumschlager erinnere (siehe motorline.cc „Der ewig junge Mundl“), oder an Raphael Sperrer (motorline.cc „Wanderer, Heiler oder Erzengel“). Nun, zum Rekordmeister nach Rosenau am Hengstpass muss ich noch fahren,- zu vieles gibt es da zu besprechen und ist auch so vereinbart und zu Sperrer ist aus meiner Sicht alles gesagt/geschrieben. Während der Pfingstfeiertage war ich wieder einmal zu Besuch in Groß-Enzersdorf. Bei Stohl-Racing, schräg vis a vis von „Stohl`s Apartement" um rund zweieinhalb Stunden später völlig überrascht wieder nach Hause zu fahren. Zwei Tage später, nach der Pressekonferenz zur Hirter-Sankt-Veit-Rallye, besuchte ich wieder einmal Local Hero Achim Mörtl in seinem Domizil nahe Ferlach und verbrachte fast einen ganzen, sehr angenehmen und auch informativen Tag mit ihm und seiner Frau Michaela. Ich gebe zu, ich trödelte beim Heimweg auf der Autobahn. Tempomat auf rund 100 km/h eingestellt, über Mörtl nachgedacht und mir, auf Höhe Graz, auch das Gespräch mit Manfred Stohl in Erinnerung gebracht. Und ich kam zum Schluss, Achim und Manfred haben eigentlich sehr viel gemeinsam - und sind einander, bedingt durch die Lebensumstände, dennoch überhaupt nicht ähnlich. Stohl und Mörtl, der eine zählte zu den schnellsten Rallyepiloten der Welt auf Schotter, Eis und Schnee – der andere zu jenen auf Asphalt. Und da gibt es soviel, das die Rallyegemeinschaft nicht kennt, nicht weiß und eigentlich erfahren sollte. Es werden viele spannende, unterhaltsame und hochinteressante Erinnerungen …

Immerhin ist das schwarz/weiß Foto von Manfred Stohl schon rund 47 Jahre alt, lautet doch sein Geburtsdatum 07. Juli. 1972 und als der dreijährige Manfred nur zwei Räder im Sinn hatte, pflügte der Herr Papa mit seiner Lada 1500 durch die finnischen Wälder. Zwanzig Jahre später schrieb Georg Danzer das Lied „Große Dinge“ und es sollte Manfreds Lieblingslied und Credo für sein Leben werden:

„Und i kann mi no erinnern, es war zeitlich in da Fruah, wia da Mond no blass am Himmel gstandn is,
I bin leise aus der Tür gschlupft, i woa no a klana Bua, Große Dinge wollt i tuan, des woa ma gwiss"

Ich stand damals in einer Siedlung in der Wiener Donaustadt, Rudi Stohl hämmerte in der Garage des Einfamilienhauses an seiner Lada mit der er wenige Wochen zuvor bei der "Acropolis" 18. geworden war. „Bist du deppat, 136 am Start und nua 38 im Zü", erzählte mir Rudi, als sich ein sechsjähriger Knirps auf einem passenden Kinderfahrrad in rasanter Fahrt näherte. „ Jezd schau da den Buam an, nix wia Radlfoan den gaunzn Tog", stöhnte Rudi. „Rallye interessiert ihn gar nicht“ wollte ich wissen? „Ah, ka red, dea wü amoi Motocrossfoahrer werdn, wia da Rodscha de Costa, a Wödmasta hoid !”. Zehn Jahre später, nach einigen Erfolgen mit dem BMX-Rad, saß der 16-jährige Manfred tatsächlich auf einer Motocross-Maschine und holte sich den Feinschliff bei einem neuen Idol: Heinz Kinigadner, immerhin schon zweifacher Weltmeister.

„Vota, ich brauch zwei neue Reifen für`s nächste Rennen“ flehte Manfred, doch der Herr Papa kannte kein Einsehen: „zeascht zagst amoi, dost mid de Oidn schnö bist, daun red ma weida !"

Davor hatte Manfred die Volks- und Hauptschule problemlos absolviert, die anschließende HTL aber nach zwei Jahren abgebrochen, um am Flughafen Wien/Schwechat eine Lehre als Allgemeinmechaniker, also Dreher und Fräser zu beginnen. Es folgte Bundesheer und die Meisterschule für Maschinenbau und Elektrotechnik, sowie umgehend die Unternehmerprüfung,- dabei ging Stohl jun. eher ungern zur Schule,- aber um „Große Dinge zu vollbringen“ …

Während sich Manfred Stohl also ganz dem Motorrad verschrieben hatte, als Kind der 70er Jahre mit dem Fahrrad durch die angrenzenden Wälder tobte und Roger de Costa anhimmelte, gab es im südlichen Kärnten einen rund eineinhalb Jahre älteren Knaben, dem das Fahrrad sonst wo vorbeiging. Der Herr Papa hatte den kleinen Achim Mörtl schon zu einigen Rallyes mitgenommen, schließlich war ja Klaus Russling mit seinem Porsche damals der Hero der Kärntner Rallyefans. Und so war das Berufsziel von Achim geradezu logisch: „Ich werde einmal Rallyefahrer und natürlich auch Weltmeister!"

In Maria Elend, nahe der slowenischen Grenze, ging Achim zur Volksschule und danach ins humanistische Gymnasium in Klagenfurt. Latein in der Schule, slowenisch in der Umgebung verbrachte Achim quasi dreisprachig seine Kindheit, in der es neben der Schule vor allem Sport gab, - viel Sport! Mit zehn Jahren dann die erste Parallele zu Stohl, das Fahrrad wurde unter die Beine genommen und der junge Mörtl hatte schon damals nur das eine Ziel, der Beste, der Schnellst und der Erste im Ziel zu sein. Und er wusste schon damals, nur wer viel trainiert, kann auch viel leisten. Und um noch mehr leisten zu können, kam der Judo- und drei Jahre später der Laufsport dazu. Kärntner Judo-Schülermeister zu sein bedeutete ihm nicht allzu viel, doch Kraft und Standfestigkeit braucht man auch im Rad- und Laufsport und vor allem beschert er Disziplin und Willenskraft. Er fuhr nicht mit dem Rad zum Lauftraining, er rannte die rund zweieinhalb Kilometer, um schon einmal gut aufzuwärmen. Er rannte mit dem ein Jahr älteren Michael Buchleitner, ließ sich vom späteren Welt- und Olympiastarter kaum abhängen und zählte mit 14 Jahren zu den fünf schnellsten Jugendlichen in Österreich, wurde Kärntner Meister. „Nur wenn Du mehr trainierst, kannst Du mehr erreichen, Talent haben andere auch“ ist auch heute noch seine Prämisse. Mit 15 Jahren wechselte Achim vom Gymnasium an die HTL in Ferlach, doch immer war „Rallyefahrer“ sein Berufsziel, um natürlich auch dort der Beste zu sein. Neben den Fotos vom Laufen und Rad fahren hingen in seinem Zimmer Poster, Autogrammkarten und Zeitungsausschnitte prominenter Rallyepiloten und anstelle von Micky Mouse, wurde die Autorevue gelesen….

Wie es im Leben der beiden weiter ging, erzähle ich gerne nächste Woche. Hier, auf motorline.cc

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