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Erinnerungen eines Sportreporters: Der eingekaufte Werkspilot
Fotos: Ilka Minor privat, XPB Images

Der eingekaufte Werkspilot

Im Jahr 2003 war das Duo Stohl/Minor nicht nur national im Einsatz, sondern stieg auch ins Hyundai Werksteam auf. Zwei Jahre später saßen die beiden im Citroen Xsara WRC und mischten bei den ganz Großen mit.

Peter Klein für den Motorline Paddock Corner

Die Zeit zwischen dem letzten und dem ersten Meisterschaftslauf in Österreich nutzte ich meist, um über Vergangenes nachzudenken und das kommende Jahr zu planen. Nach dem Waldviertel gab es stets rund acht Wochen Pause bis zur Jänner-Rallye, man traf sich mit Veranstaltern und Sponsorenvertretern, mit Industrie- und Medienkollegen. „Was macht der Stohl im nächsten Jahr?“, wollten viele von mir wissen und ich konnte keine Antwort liefern. Seltsam, niemand frug mich: „Was macht denn Ilka nächstes Jahr?W Die junge Frau beschäftigte mich damals erstmals mehr als gewohnt, weil sie mich einfach zum Nachdenken gezwungen hatte.

Ein Jahr lang hatten wir im Rallyeauto Kameras montiert, hatten ihre Ansagen auf Ton, ein Jahr lang konnte ich mich über ihre Präzision nur wundern. Ich saß vor dem Monitor – praktisch im Rallyeauto – konnte Manfreds Fahrt nachvollziehen und hören, dass jede Ansage pünktlich und korrekt kam. Das junge Fräulein machte nie einen Fehler. Und plötzlich heiratete Ilka Petrasko einen ewig schweigsamen Engländer namens Gavin Minor, einen Rallyetechniker aus dem Ford-Team, ein krasser Unterschied zum quirligen Achim Mörtl. Was aus dieser Zeit geblieben war, der Bewegungsdrang, das fast tägliche Laufen, die Liegestützen am Morgen, das Krafttraining am Abend.

Der Start ins Jahr 2003 begann mit einem beinharten Duell im Burgenland: Baumschlager im EVO V gegen Stohl im EVO VI. Raimund war im Ziel 18 Sekunden voran, die weiteren drei Piloten schon Minuten zurück. In Neuseeland setzte Manfred wieder sein Peugeot 206 WRC ein und Ilka trieb ihn zu Spitzenzeiten. Hyundai war mit drei Profis am Start, Armin Schwarz feuerte aber schon in der ersten Prüfung den Accent ins Gebüsch, Loix und Välimäki klar hinter den Österreichern.

Stohl/Minor duellierten sich mit Carlos Sainz, Loeb, Colin McRae, Hirvonen und Auriol - und schieden am zweiten Tag nach Unfall aus. Imponiert hatten sie dennoch und so meldete sich der britische Hyundai-Manager in Wien und lockte Hauptsponsor OMV ins Werksteam. Und der nunmehrige Werkspilot Stohl tat in Griechenland, was er konnte. Hielt die Teamkollegen Schwarz, Välimäki und Freddy Loix deutlich hinter sich und kam als einziger Hyundai-Werksfahrer als 11. ins Ziel, knapp hinter Latvala.

Nach einem bescheidenen 18. Rang in Deutschland ist das enttäuschende Engagement bei Hyundai auch schon wieder zu Ende und der geneigte Leser weiß, wann Hyundai ein tatsächlich konkurrenzfähiges Auto in die Rallye-WM brachte… Nun stand Stohl aber wieder unter enormem Druck, zählbare Erfolge waren gefragt, doch es gab vorerst Ausfälle in Österreich und auf Korsika. Dann endlich ein Podestplatz bei der 3-Städterallye in Deutschland und wieder musste der alte 206 Peugeot her, um sich beim letzten Weltmeisterschaftslauf in Wales erneut mit den WRC-Piloten zu messen.

Nach dem ersten Tag an 10. Stelle, am zweiten bereits Achter hinter Freddy Loix, der gleichfalls Hyundai verlassen hatte. Im Ziel schließlich auf Rang Sieben, eine starke Medienpräsenz und ein zufriedener Hauptsponsor dachte wieder einmal an ein Werksauto….

Aber auch 2004 war kein Platz für Stohl in einem wirklich guten Auto, trotz erwiesener Qualität. Also musste wieder der gute alte Mitsubishi her und das erste brauchbare Ergebnis war ein 10. Gesamtrang mit dem PWRC in Neuseeland. Am Abend, nach dem Ziel in Auckland, hatten wir uns nach drei Tagen Fish `n` Chips endlich ein gutes Essen verdient. Ich kannte ein kleines französisches Restaurant, hatte einen Tisch für mein Kamerateam und mich bestellt und traf dort zufällig Guy Frequelin, den Teamchef von Citroen!

Wir hatten einander zwanzig Jahre zuvor, anlässlich der Safarirallye während der Streckenbesichtigung in der Amboseli-Lodge kennen gelernt. Guy war damals Werkspilot bei Opel und einer der Gegner von Franz Wittmann gewesen und ja, wir hatten damals einige Drinks miteinander… „You`re always with the Austrians!“, wollte er wissen und „Stohl is really fast, faster than Wittmann. Who is the girl Ilka and his Sponsor OMV?“, wollte er von mir wissen.

Ich sagte ihm, dass Stohl sicher nicht langsamer als Wittmann sei und klärte ihn auch über die OMV auf. „Why do you ask?“, wollte ich wissen, doch der Mentor von Sebastien Loeb schüttelte nur leicht sein Haupt und lächelte vor sich hin. Das Duo Stohl/Minor war sichtlich im Visier einiger Teamchefs angekommen, man hat die tollen Ergebnisse sehr wohl realisiert. Es folgte Gesamtrang sechs in Griechenland, 2. Platz in Argentinien in der PWRC und nach unzähligen Top-Ten-Zeiten in Wales wurden ernste Gespräche mit dem Kronos-Team von Citroen geführt.

Im Jänner 2005 gab es für Stohl/Minor ein ideales Schneetraining bei der Jänner-Rallye im Raum Freistadt,- die perfekte Vorbereitung für den ersten Einsatz im Citroen Xsara WRC. In Oberösterreich hatte Stohl mit Baumschlager, Mörtl und Beppo Harrach, Kopecky, Andreas Aigner und Kris Rosenberger eine wahre Armada in Gruppe-N-Autos zum Gegner. „Du wirst hier zeigen müssen, was Du wirklich kannst“, meinte ich zu Manfred vor dem Start. „Mia wuascht“, brummte Stohl junior und ließ nur Achim Mörtl den Vortritt. „Bei da Monte hob i härtare Gegna, den Loeb und Duval im Team, und a no Solberg, Grönholm, Gardemeister, Märtin, Rovanperä und Panizzi, des san aundare Kaliba! Oba i hob a guats Auto – und die Ilka hob i a.”

Mit diesem Wissen begann am 21. Jänner in Monte Carlo eines der lehrreichsten Jahre für Manfred Stohl und Ilka Minor und die Erkenntnis, dass es für eingetragene Werkspiloten immer die noch besseren Teile, die noch besseren Reifen und bei den „Semiprofis“ manchmal auch ein bisschen weniger PS gibt...

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