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Erinnerungen eines Sportreporters: Kärntn is lei ans!

Kärntn is lei ans!

Das "Lofntol" und seine Umgebung haben viel zu bieten. Schöne Hochzeitslocations ebenso wie spannende Rallye-SPs. Und von beidem weiß Peter Klein einiges zu erzählen ...

Peter Klein für den Motorline Paddock Corner

Ich gebe zu, ich habe eine Affinität zu Kärnten im Allgemeinen – zum Lavanttal im Besonderen. Und das hat nicht in erster Linie mit der Lavanttal-Rallye zu tun. Schon in den späten 50er Jahren war ich nicht nur in den Wörthersee verliebt, auch in den folgenden Jahrzehnten gab es für mich immer wieder mehr, als nur freundschaftliche Beziehungen in unserem südlichsten Bundesland. Im Spätherbst 1972 lernte ich in Wien meine erste Frau kennen - 1975 schlossen wir in der kleinen Dorfkapelle von Prebl hoch über Wolfsberg und dem Lavanttal einen einjährigen Bund der Ehe. Die Eltern der Braut waren dort beheimatet, zum Hochzeitsschmaus im "Friesacherhof" sang uns Roy Black "Ganz in Weiss" und ein Jahr später war mir klar, dass manche Sprichwörter missinterpretiert werden können. Denn eigentlich sollte es nicht heißen "Drum prüfe, wer sich ewig bindet", sondern vielleicht "prüfe ewig, ehe Du Dich bindest" – aber ich will dem guten Friedrich Schiller nicht widersprechen. 1976 erlebte ich mit dem ORF meine ersten Olympischen Spiele und damals war es ein "Kärntner Bua" der mich schwer zu begeistern verstand: Franz Klammer mit seinem sensationellen Sieg bei der Abfahrt am Patscherkofel. Drei Monate später war ich von meinem "Kärntner Madl" geschieden und trotz negativer Erfahrung blieben bis heute die positiven Erinnerungen an das Lavanttal, an Prebl hoch oben über Wolfsberg und an den Friesacherhof.

Doch Kärnten und das Lavanttal blieb auch in den folgenden Jahren und Jahrzehnten fixer Bestandteil in meinem privaten, wie auch beruflichen Leben. Del John, Sepp Puschnig und Dieter Kalt, später dann Herbert Pöck, Sadinja und Eddy Lebler begeisterten mich in Klagenfurt mit ihrem Eishockeyspiel, während ich in Twimberg bei Wolfsberg 1979 in einem kleinen Lebensmittelladen einen großen Schauspieler kennenlernte: Maximilian Schell. Der Oscarpreisträger kaufte dort regelmäßig vor dem Besuch bei seiner Schwester Maria in Preitenegg ein und war, wie auch ich, hinter der bildschönen, 17-jährigen Tochter der Greißlerin her. Damals war von einer durchgehenden Autobahn keine Rede, über die alte Packer-Bundesstraße kam man über Twimberg nach Wolfsberg. Der ansässige Motorsportklub veranstaltete die "Lavanttaler Mitternachtsrallye" und ich lernte mit Gerhard Leeb und Walter Klösch, zwei Besessene des Rallye- und Motorsports kennen. Schon wenige Monate zuvor wurde ich in Freistadt bei der Jänner-Rallye von diesem Sport infiziert und nach Eis und Schnee begeisterten mich die Drifts von Sepp Haider, Georg Fischer oder Franz Wittmann auf den Schotterprüfungen rund um Wolfsberg fast noch mehr. Zwanzig Jahre später säumten noch immer tausende Fans die Sonderprüfungen Hammer – Prebl – Schulterkogel, Gräbern usw., genossen den Blick auf die Koralpe und die Fahrt des Landsmannes Achim Mörtl im Peugot. Und vor genau 20 Jahren, das beinharte Duell zwischen Manfred Stohl im Ford Focus und Raphael Sperrer im Peugeot 206 WRC, als sich auf schneenasser Straße erst Stohl und eine Minute später auch Sperrer an der gleichen Stelle überschlugen. Sperrer siegte dennoch und Stohl musste einen ziemlich beleidigten Focus abstellen …

Ich fuhr also wieder einmal ins Lavanttal, um diesmal als Zuschauer bei der Rallye dabei zu sein. Um mit Fans über Vergangenes zu plaudern, mit Kris Rosenberger über sein aktuelles Tun mit dem neuen VW-Polo und mit Simon Wagner über dessen Zukunft nach seinem sensationell starken 3. Gesamtrang bei der Rallye Azores. Ich freute mich auf ein weiteres Duell Neubauer vs. Wagner, war neugierig, ob der Rallyesport noch immer Menschenmassen rund um Wolfsberg bewegt. Ich traf mich mit Achim Mörtl, dem österreichischen Meister von 1996, der nie im Lavanttal gewinnen konnte und war einmal mehr überrascht von seinem aktuellen Wissen über den heimischen und auch internationalen Rallyesport. Seine Analysen sind perfekt, seine Erfahrungen sind dementsprechend und er bemüht sich auch ein wenig um den heimischen Nachwuchs. Ich fuhr hinauf ins 920 m hochgelegene Prebl, besuchte die kleine Kapelle, wo ich vor bald 47 Jahren "Ja" gesagt hatte und bezog Quartier bei den nunmehr "Jungen" im Friesacherhof. Dort, wo einst Franz Wittmann, Gaby Husar und Co. unglaubliche Siegesfeiern abhielten, dort, wo man neben köstlichen Speisen auch den besten "Zirbernen" bekommt und den schönsten Blick auf das Lavanttal genießen kann. Ich konnte Achim nicht einmal auf ein kleines Bier verführen,- Mörtl der Verfechter der 0,0 Promille und verständnisvoller Betreuer junger Piloten …

Über diesen zweiten Meisterschaftslauf wurde viel geschrieben. Hier, auf motorline.cc und auch auf Facebook, doch meine Eindrücke fasse ich nach vielen Gesprächen in der Servicezone und Ereignissen auf den Sonderprüfungen kurz zusammen. Hermann Neubauer, den ich nicht nur als Pilot sehr schätze, wirkte nach den ersten beiden Prüfungen selbstsicher – nicht zu Unrecht. Und auch Achim Mörtl tippte auf den Salzburger "No amoi so a Runde und Hermann kann morgen den Vorsprung locker verwalten!" Mich aber machte die souveräne Ruhe von Simon Wagner ein wenig nachdenklich und schon die Sonderprüfungen 3 und 4 brachten ein anderes Bild. Waren es beim ersten Mal mehr als 18 Sekunden, hatte Simon auf der zweiten Runde nicht einmal sechs Sekunden auf Neubauer verloren. Und weil Achim Mörtl von einem Sieg Neubauers fast schon überzeugt war,- setzte ich ein Bier dagegen und wie man weiß, ging die Runde klar an mich. Klar deshalb, weil die SP 8 über den Schulterkogel wegen heftigem Schneefall abgesagt wurde – und dort hatte Simon Wagner schon beim ersten Mal auf SP 6 mehr als 15 Sekunden gut gemacht! Es klingt verwegen und vielleicht auch maßlos übertrieben, aber mich erinnert Simons "sauberer Strich" – die exakten Kurvenfahrten ohne unnötiges Driften bei höchstem Tempo – an den "Langen"; an Walter Röhrl, der seinen Stil bekanntermaßen auch auf der Rundstrecke praktizierte. Und Simons Karriere begann ja im Kart …

Woran ich mich noch erinnere? An Simons Bruder Julian, den auch ein technisches Problem nicht aus der Ruhe brachte und einen weiteren überlegenen Sieg feiern konnte. An den sympathischen Luca Waldherr, der mit einer fast unheimlichen Präzision jede Prüfung unter den besten Acht beenden konnte,- für mich ein echter Gewinn in der heimischen Meisterschaft. Der achte Gesamtrang des Duos Rosenberger/Schwarz ist nur auf den ersten Blick enttäuschend und sicher nicht der Anspruch von Kris. Doch ich denke, dass er mit jedem Kilometer zu seiner alten Sicherheit findet (sein böser Unfall bei der Rallye Weiz hatte doch Spuren des Zweifels hinterlassen) und mit perfekt abgestimmten Polo ist er jederzeit für einen Platz unter den besten 3 - 5 gut.

Was mich besonders freut: dass die Rallyebegeisterung nicht nachgelassen hat, dass bei Regen und Schnee auch am Samstag tausende Zuschauer tropfnass in den Prüfungen standen und hinterher die Kärntner Gastronomie enorm belebten.

Und noch eines: dieser Tage haben mehrere Motorsportler Geburtstag und ich gratuliere sehr herzlich der ersten und der dritten heimischen Rallye - Generation! Rudi Stohl feiert seinen 75. Geburtstag und Simon seinen 29. Was die beiden Männer verbindet? Auf beide können wir sehr stolz sein!

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