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Erinnerungen eines Sportreporters: Glory days in the 80s
Alle Fotos: Peter Klein privat

Erinnerungen eines Sportreporters: Glory days in the 80s

Unser Kolumnist, Sportreporterlegende Peter Klein, erinnert sich an gemeinsame Tage mit Kultpilotin Gabi Husar - sogar als Copilot durfte er einspringen...

Peter Klein für den Motorline Paddock Corner

Noch einmal mit Elisabeth Adamec zur Jännerrallye und mit Rang zehn sowie einem elften Platz bei der ARBÖ gab es einen würdigen Abschied für die Co-Pilotin, die damit den „Schrieb“ aus der Hand legte und dafür schwere Hanteln in die Hände nahm. Im eigenen Fitness-Studio wurden Tonnen bewegt und nach unendlicher Schinderei das Selbstbewusstsein vier Jahre später mit einem Weltmeistertitel im Bodybuilding gestärkt.

Auch Gabi trainierte bei der einstigen Kollegin, aber nur Fitness und Ausdauer und auch das wurde später belohnt. Für Elisabeth „Sissi“ Hudelist – Fekonja gab es zwar keinen guten Einstand – Ausfall im Lavanttal, aber dann Siebente in Kufstein, Sechste in Admont und gar Rang fünf bei der Atrium-Saunarallye ehe es wieder einmal ins Waldviertel ging, wo die Creme de la Creme am Start war.

Die Sonderprüfungen waren in diesem Jahr nicht sehr lange, dafür zahlreich und nach deren 28 siegte wie gewohnt Wittmann im Quattro deutlich und das neue Damenteam beendete das Jahr mit einem weiteren fünften Gesamtrang. Genau genommen war das aber auch ein Auftakt nach Maß für den neuen Sponsor Ellen Betrix in die Saison 1984 - und es sollte vor allem für den Autor dieser Zeilen ein sehr spezielles Jahr werden. Am Rande sei erwähnt, dass es trotz einiger Ausfälle nach technischen Problemen acht Top-Ergebnisse für das Duo Gabi/Sissi in der heimischen Meisterschaft gab - doch einmal hatte die Kärntner Co-Pilotin keine Zeit und so benötigte Frau Husar eine Co-Pilotin und war sichtlich voller Zweifel, als sich ein ORF-Redakteur namens Peter Klein als solcher anbot.

Ich hatte zuvor eine Schleife der Akropolisrallye neben Rudi Stohl geschrieben, saß bei der Testsonderprüfung Sintra in Portugal neben Walter Röhrl und auch im April 84 bei Waldegaard im Toyota, bei einem Test auf der berüchtigten Pipeline Road in Kenia. Das alles war aber noch lange keine Reputation um von Frau Husar Anerkennung zu bekommen, noch nie zuvor hatte sie einen Mann im Rallyeauto, dennoch nahm  sie mich gnädig aber skeptisch als Co-Pilot zur Kenntnis.

Mit Gabi im Porsche
 
Es war der erste Rallyesprint auf den Harrach´schen Gütern in Bruckneudorf und es ist wahrlich sehr zu bedauern, dass es diese Kultveranstaltung nicht mehr gibt. Die Besichtigung der Strecke war nicht besonders aufregend: Ich schrieb, was mir die Dame am Lenkrad sagte, doch bei der zweiten Umrundung des Kurses war meine Aufmerksamkeit auf Schrieb, Strecke und Tempo erheblich gestiegen. Wohl hatte ich mit Kameramann die Himalayarallye 1982 bestritten, fuhr auch die Halkidikirallye in Griechenland, doch vor dem tatsächlichen Start hier im Burgenland ging mir einiges durch den Kopf. Erstens: Ich saß diesmal nicht hinter dem Lenkrad. Zweitens musste ich an eine Co-Pilotin denken, die während einer Rallye mit Frau Husar die Flucht angetreten hatte und auch war mir ein Ausspruch von Sepp Haider in den frühen 80ern in guter Erinnerung: „Di Oide brennt di her, waunst ned aufpasst“ und selbst Meister Franz konstatierte anerkennend: „Di Gabi is ziemlich schnö“. Das alles fuhr mir durch den Kopf als zwei muskulöse Arme an meinem Gurt zerrten, Chefmechaniker Max stellte fest: „Vü zu locka“. Er fixierte mich im Sitz und bescherte mir so eine kurzfristige Atemlosigkeit. Ich blickte in seine Augen und dachte mir zeitgleich, der Kerl mag mich nicht! Er wäre wohl lieber selbst neben der blonden Schönen gesessen aber klar -wenn der „Herr Fernsehen“ daherkommt...

Vorrollen zum Start, zehn Finger vor der Windschutzscheibe, ich sag irgendwas Blödes - noch fünf Sekunden, tiefes Einatmen, drei, zwei, eins, ab! Der erste Gang war längst geschalten, der Motor brüllt und ich spüre endlich wieder mehr als 200 PS im Kreuz. Es ist das Gefühl unendlicher Freiheit, Gabi sortiert die Gänge wie sonst vielleicht das Besteck in der Küche, längst haben wir Tempo 200 erreicht. Die Bäume fliegen vorbei...

„ Achtung bei Strauch links Vier“, stöhne ich selig, der Drift beschert mir ein Glücksgefühl „200 vor Stroh links Zwei bei Wald Achtung“, kommt es glücklich über meine Lippen und dann fressen die Räder Sand bis zur Bodenplatte und wir stecken fest. Kein Vor, kein Zurück, Gabi rührte im Getriebe wie meine Mutter in den 50er Jahren, als sie mit dem Schneebesen für Schlagobers sorgte. Noch einmal der erste Gang, Gabi lässt die Kupplung schnalzen und es klang wie ein Peitschenschlag - nichts. Ich schnalle mich ab als oben mit Startnummer Zwei Ernst von Harrach vorbei fuhr. Ein besonders intelligenter Streckenposten hatte die Strohballen beiseite geschoben, die Streckenführung also verändert und Gabi stöhnte nur wild: „Des wird a Protest!“. Dem wurde natürlich stattgegeben, Gabi fuhr danach auf allen Sonderprüfungen Bestzeit und ich erlebte mehr als 20 Minuten lang, wie man einen Porsche zu fahren hat.

Mit Gabi am Flugplatz
 
Ich fühlte mich mächtig gut, ein Sieg mit der Husar war schon was Besonderes und Gabi  feierte ab sofort einen Erfolg nach dem anderen. Fünfte in Kärnten, Fünfte in Admont und gar Vierte bei der Semperit! Und noch in Waidhofen an der Thaya erklärte sie mir nach dem Zielinterview: „Und jetzt gehe ich noch Fallschirmspringen!“ Ich starrte sie ungläubig an, zweifelte sehr an ihrem Verstand und stotterte wirr daher: „Was? Du willst Fallschirmspringen? Hast an Vogel?“

Aber ich wusste im selben Augenblick, sie meint tatsächlich was sie sagt, vom Slalomski ins Rallyeauto und nun in die Luft. „Wann und wo?“, wollte ich wissen. „Nächste Woche in Kottingbrunn“, lächelte sie selig und ich war irritiert. „Bist Du schon einmal gesprungen?“, war die logische Frage und „Na, no nie“ die Antwort. Mir war klar: Das wird eine weitere Geschichte für den „ Sport am Montag“ und auch Sigi Bergmann gab sein Okay nach einem „Glaubst, traut sie sich wirklich?“ Und so fuhr ich einige Tage später mit zwei Kamerateams zum Flugfeld in Kottingbrunn in Niederösterreich, um Frau Husar aus dem Flugzeug springen zu sehen. Aber das ist eine andere Geschichte…

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