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Erinnerungen eines Sportreporters: Klappe: Helmut Deimel, die Erste
Foto: Archiv Helmut Deimel

Klappe: Helmut Deimel, die Erste

In Portugal standen 1982 nicht nur Franz Wittmann und Schwager Georg Fischer am Start, auch Helmut Deimel begleitete mich erstmals als Kameramann für den ORF.

Peter Klein für den Motorline Paddock Corner

Wir bleiben in der Saison 1982 und wechseln nach Portugal, mit den legendären Asphaltsonderprüfungen Lagoa Azul, Peninha und Sintra. Und mit erneut mehr als 100 Teilnehmern darunter auch Franz Wittmann im Quattro und Schwager Fischer im Talbot Sunbeam Lotus. Mit dabei aber auch das österreichische Fernsehen für den „Sport am Montag“ und zum ersten Mal hatte ich Helmut Deimel als Kameramann für diese Dienstreise ausgewählt.

Nicht nur wegen seiner Vergangenheit als Co-Pilot bei Franz Wittmann, auch seine Super 8mm Filme hatten es mir angetan und als ich seinen ersten Film über die Saison 1980 im ORF sah, begannen meine Überlegungen: der Mann saß schon bei Wittmann im Auto, hatte Zeit und vor allem viel Geld in sein neues 16 mm Kameraequipment investiert um Rallyes auch im fernsehgerechten System zu dokumentieren.

Er kannte im Gegensatz zu mir Portugal, liebte den Rallyesport über alles und war zu diesem Zeitpunkt knapp bei Kasse. Mit einem Wort: der Mann war belastbar, voller Tatendrang und Einsatz, denn es ging auch um seine Existenz. Deimel hatte zuvor schon Filme für Toyota und Talbot gedreht,- aber noch war es eine brotlose Kunst die nur wenig „ins Börserl“ brachte. Meine Empfehlung wurde in der ORF-Produktionsleitung kalkuliert und für günstig bewertet, Deimel kostete weniger als ein ORF-Kamerateam und seine Qualität hatte ich zu verantworten – ich konnte also eigentlich nur gewinnen.

Interview Helmut Deimel



Wir flogen mit der TAP nach Lissabon, Helmut, seine Lebensgefährtin Helga, die für den guten Ton sorgen sollte und ich. Leihwagen ausfassen und auf „Begehung“ fahren war das Ziel für die ersten drei Tage. Etwas widerwillig überließ ich Deimel den Autoschlüssel, aber schließlich kannte er sich ja aus in Portugal, kannte die Sonderprüfungen und auch die Hotels, in denen wir uns nächtens erholten. Was ich nicht wusste: Deimel fuhr gerne Auto und sprintete in angemessener Eile durchs Land, während ich heimlich um Gnade flehte.

Zwar war auch ich schon zwei Mal auf gesperrten Sonderprüfungen die Halkidiki-Rallye gefahren – aber hier, im öffentlichen Verkehr! Am Ende des ersten Tages hasste ich Deimel, schalt mich einen Vollidioten der diesen Wahnsinnigen verpflichtet und freiwillig den Autoschlüssel überlassen hatte... Am Ende des zweiten Tages aber war mein Vertrauen zu seiner Fahrkunst schon fast ebenso groß, wie zu seinen Qualitäten als Kameramann.

Dann die ersten Sonderprüfungen und Deimel lehrte mich zu gehen: „Es sind nur rund eineinhalb Kilometer gegen die Fahrtrichtung“, meinte Helmut fröhlich und schon waren wir nach drei Kilometern am Drehpunkt. Deimel trug seine Kamera, Helga das Tonbandgerät und ich somit das Stativ, man ist schließlich Kavalier. Aber wer hin geht – muss auch zurück gehen und nicht selten kamen wir auf gut 15 Kilometer pro Drehtag und manchmal hatte ich den Rallyesport gar nicht mehr lieb. Fischer war, wie viele andere auch, schon ausgefallen, dann Unfall von Röhrl!

Wir eilen zum nächsten Servicepunkt um Details zu erfahren und erleben einen fluchenden Walter: „Auf amoi woas aus und i schrei no: Christian hoit di aun! Und mia ob von da Stroß, kerzengrod ob. Lenkung brochn, i werd ni mea a vatraun zu dem Auto hobn“, war die nicht sehr werbetaugliche Aussage. Was den guten Walter Röhrl aber vielleicht noch mehr schmerzte war die Tatsache, dass auch Mikkola von der Straße geflogen war, dass Waldegaard, Salonen, Therier und auch Henry Toivonen technisch bedingt ausgefallen waren und nun Michelle Mouton in Führung lag.

Dahinter Eklund im Toyota Celica deutlich vor Wittmann und in einer Servicezone stammelte Franz fast verlegen; „I kann net schneller,- die vün Leit, die Zuschauer san a Waunsinn! I foa nua mea am 3. Plotz,- dann bin i FIA–A Foara – zum ersten Mol in mein Lebn.“

Tatsächlich waren die portugiesischen Rallyefans in ihrer Begeisterung fast schon potenzielle Selbstmörder und man hatte das Gefühl, jeder möchte die vorbei rasenden Rallyeautos ein wenig streicheln, berühren und liebkosen. In die Sonderprüfung Fafe wanderten zig-tausende Rallyefans zwischen sechs und acht Kilometer bis über den berühmten Sprung hinaus.

Der Kenner weiß genau, welches Bild ich meine, wo die Autos über ein Kuppe wie auf einer Sprungschanze 50 – 60 Meter weit flogen. Und die Menge stand auf der Landezone und teilte sich erst, wenn der Teilnehmer gegen den Horizont sichtbar wurde... Eine Begeisterung. die leider bald auch tote Rallyefans bescherte. Ich hatte großes Verständnis für Wittmanns beherrschte Fahrt, nur nicht noch einmal das erleben, was in Finnland passiert war mag nicht nur er gedacht haben.

Was ich erst später bedachte: bei tausenden, ja zehntausenden Fans war für uns mit der Kamera stets Priorität, VOR allen Fans in der ersten Reihe zu stehen... Am Flughafen von Lissabon vor dem Heimflug traf ich noch Walter Röhrl und fragte ihn: „Weißt Du noch, was Du mir in die Kamera gesagt hast Walter, dass Du nie mehr ein Vertrauen zu dem Auto haben wirst, kann das nicht für Dich Probleme bei Opel geben?“

Walter schnaubte noch immer zornig: „Wos I gsogt hob, des kaunst a spuin, des woa a Riesenschlamperei das die Lenkung brochn is,- spü des!“ So war Walter Röhrl und so ist er noch heute, ein Mann, ein Wort, egal ob es ihm nützt oder schadet. Und so spielten wir dann im „Sport am Montag“ nicht nur Röhrls Aussage, wir feierten auch Wittmanns dritten Platz und sein Prädikat ab sofort Österreichs erster Rallye - FIA – A Fahrer zu sein. Also den Anspruch auf eine Startnummer unter allen Werksfahrern zu haben.

Die Bilder von Helmut Deimel machten es mir leicht, einen tollen Bericht zu produzieren und mir war klar, Portugal war ganz sicher nicht unser letzter gemeinsamer Film. Ich habe dem Mann viel zu verdanken, habe viel von ihm gelernt und konnte auch manches zurückgeben. Wir haben noch viele gemeinsame Geschichten für den ORF produziert, von einigen will ich noch berichten, aber schon heute sei es niedergeschrieben: Danke Helmut Deimel, danke Helga, es war eine tolle Zeit mit Euch !

Die nächste Station 1982 war Nairobi und der erste Einsatz von Rudi Stohl als Fahrer mit seiner Lada und Reinhard Kaufmann als neuem Co-Piloten bei der Safarirallye. Walter Röhrl hatte diesen WM-Lauf nie gemocht, nur diesmal gab es auch Ärger der anderen Art. Vier Tage lang gab es ein beinhartes Duell mit Shekhar Mehta, es gab 70 Prozent Ausfälle und am Ende war Röhrl ein zorniger Zweiter. Was er damals über den Sieger dachte, erzähle ich Euch kommende Woche...

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