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Erinnerungen eines Sportreporters: Wagner? Welcher Wagner?
Daniel Fessl

Wagner? Welcher Wagner?

Die Gedanken unseres Sportreporters Norbert Klein streifen wieder; diesmal aber nicht allzu weit in die Vergangenheit. Erst einmal ins Jahr 2013, als er erstmals von einem gewissen "Simon Wagner" hörte. Eben jenem Staatsmeister 2021, den er vor ein paar Wochen endlich auch persönlich kennenlernte. Natürlich in Sigi Schwarz's "Kaiserin". Und natürlich lässt er uns an all dem teilhaben:

Peter Klein für den Motorline Paddock Corner

Ich bitte meine treuen Leser um Verständnis, dass sich meine Erinnerungen diesmal nicht wie gewohnt im vergangenen Jahrhundert bewegen. Und ich verspreche jenen, die es interessiert, die Geschichten über Sigi und Kris, Mörtl und Baumschlager, Beppo Harrach und Manfred Stohl, sowie einige andere mehr folgen - solange mir motorline cc den Platz dazu gewährt. Aus aktuellem Anlass gehen meine Erinnerungen mittels Kurzzeitgedächtnis diesmal in den Jänner 2013. Ich befand mich nicht nur im sechsten Jahr meines Ruhestandes, sondern auch ein weiteres Mal in meinem Lieblingsdomizil auf den Philippinen in Moalboal, etwa knappe 100 km vom Flughafen Cebu City, einer Millionenstadt mit florierendem Hafen, entfernt. Ich habe diesen Ort eher zufällig 1995 mit meiner Frau Karin entdeckt. Wir hatten zuvor schon jeweils zwei Wochen in Mindoro und Palawan verbracht, um unsere Tauchkenntnisse zu verbessern, den Abschluss unseres sechswöchigen Urlaubs wollten wir mit sehr speziellen Tauchgängen rund um Pescador Island begehen. Das alles klingt zwar recht elitär, doch wer einmal auf den Philippinen war weiß, dass man dort nicht nur einen prächtigen, sondern auch sehr preisgünstigen Urlaub mit tollen Tauchgängen verbringen kann. Interessierten motorline-Lesern gebe ich, nach nunmehr 22 Besuchen und gut 300 Tauchgängen gerne gute Tipps mittels PN. Folgende Bilder vermitteln sicher Urlaubsfeeling bei unglaublich gastfreundlichen Menschen.

Leicht ermattet, nach dem zweiten Tauchgang und dem ersten Bier des Tages, studiere ich im Internet die ersten Ergebnisse der international stark besetzten 30. Jänner-Rallye. Die Sonne hat beschlossen, langsam unterzugehen – und ich traue meinen Augen nicht! Spannender Kampf an der Spitze, die Werkspiloten Pech, Kopecky und Baumschlager innerhalb von knapp drei Sekunden, dann Harrach, Wagner und Cerny, Delecour nur am 9. Stelle, Kajetanowicz 11. dann ein Blick zurück! An 5. Stelle Simon Wagner mit einem Mitsubishi Evo III er hat soeben die Sonderprüfung Sankt Oswald überlegen gewonnen. "Wagner", denke ich, "welcher Wagner verdammt noch einmal?" Nie gehört, nie wahrgenommen, wer ist Wagner bitte schön? Am nächsten Tag ist der Name aus der Ergebnisliste verschwunden und bald schon aus meiner Erinnerung.

Zwei Jahre später: Dreikönigstag in Österreich und ich schaue nach einem üppigen Frühstück mit gebratenen Eiern und frischen Papayas interessiert nach dem Zwischenstand der 32. Jänner Rallye. Craig Breen, damals schon am besten Weg in die Rallye-WM, hatte mit Startnummer 1 seinen Peugeot schon nach wenigen Kilometern von der Straße gefeuert, aber auch weitere 16 Teilnehmer hatten den ersten Tag nicht beendet. Polens Profi Kajetanowicz führte, Baumschlager als Dritter bester Österreicher, auf Sechs Wagner vor Bäckermeister Ernst Haneder und ich denke "Wagner?" ... Da war doch was. Wagner, der vor zwei Jahren mit dem alten EVO 3 eine Bestzeit gefahren war - der gleiche Wagner? Dieser hier fährt einen Mazda 323 und ich denke: "Mit dem Auto könnte er auch bald bei der Ennstal-Classic an den Start gehen" … Simon Wagner, recherchiere ich im Netz, gerade mal 21 Jahre jung und fährt mit „alten Kisten" solche Ergebnisse? Ich bin ziemlich überrascht und denke noch an diesen Namen vor dem nächsten Tauchgang auf Pescador Island, - Simon Wagner …

Gut zehn Monate später fahre ich mit meinem ewigen Co-Piloten Walter Blieberger (siehe hier) ins Waldviertel, um bei der "Semperit" zuzusehen. Ich liebe diese Fahrt im Spätherbst, vorbei an Krems, durch das Kamptal über Gars nach Waidhofen. Aber dieses Mal begann die Rallye im Raum Sankt Pölten, Walter war gut vorbereitet, mit Programm und Zuschauerzonen, sowie Teilnehmerliste. Nach dem vierten Auto sprach mein Co-Pilot "jezd kummt daun a Wagner, den kenn i ned!" Ich konterte: Ich aber dafür, das ist der Simon Wagner und der war bei der "Jänner" schon 6." Walter schüttelte das damals noch vollbehaarte Haupt "na, dea haast Koarl" und hielt mir das Programm unter die Nase. "Simon kommt mit Startnummer 21" erklärte uns milde lächelnd ein jüngerer Fan "und mit Startnummer 23 kommt dann Julian Wagner, der fährt einen EVO V". Walter war verdattert "wüvü Wagner foan denn do ?" wollte er - aber auch ich wissen! "Also der Julian ist der jüngere Bruder vom Simon und ist erst 20 Jahre alt. Sie sind halt schon ein Zeitl in Pension Herr Klein" lächelte etwas verständnisvoll der jugendliche Fan und ich stammelte irgendwas von "... nur noch selten bei einer Rallye" … Die weiteren sechs Jahre der Wagner-Brothers sind dem geneigten Leser und Rallyefan wohl bekannt. Julian hat bislang 43 Rallyes bestritten, hatte dabei nur zwei Ausfälle nach Unfall, aber gleich 21 Klassensiege - zuletzt eine Demonstration bei der Rebenland. Und der ältere Bruder Simon hat schon 76 Rallyes auf dem Buckel, mit 10 Gesamt- und gleich 32 Klassensiege – eine schier unglaubliche Erfolgsliste!

Simon habe ich erst vor wenigen Wochen persönlich kennengelernt, natürlich dort, wo sich Österreichs Rallye-Elite wie zu Hause fühlt, in Sigi Schwarz's "Kaiserein" in Steyrling in Oberösterreich.

Ich sehe einen jungen Mann voll Entschlossenheit und Energie, der aber auch die Sinnhaftigkeit seines Tuns hinterfragt. Er spricht von der "Rebenlandrallye" die er unbedingt gewinnen will „obwohl der Hermann (Neubauer) ein beinharter Gegner ist.“ Ich hatte zuvor über Simon viele Informationen eingeholt, er hatte schon einem jungen Rovanperä, einem Cais oder auch Solberg Paroli geboten, Piloten also, die aktuell in der Weltmeisterschaft Furore machen. Er fährt heuer ein gewaltiges Programm im In- und Ausland, aber keinen Weltmeisterschaftslauf und ich will wissen: WARUM NICHT?

"Ich habe für mein Monsterprogramm 2022 auch auf die Wünsche meiner Sponsoren Rücksicht zu nehmen. Ich habe eine Beruf, den ich täglich ausübe, wenn ich nicht gerade im Rallyeauto sitze. Habe unzählige Telefonate und auch direkte Gespräche mit möglichen Sponsoren geführt, mache meine Pressemappe selbst und auch die Pressebetreuung bei und nach jedem Event. Ich habe nicht selten einen 18-Stunden-Tag, liebe den Rallyesport über alles und ich habe mir vorgenommen, mit 28 Jahren noch einmal alles zu geben und mit dementsprechenden Leistungen Sponsoren für die Weltmeisterschaft zu überzeugen. Dieses Jahr 2022 nach zwei Jahren Pandemie muss das Jahr sein, welches mir den Weg in die sportliche Zukunft zeigt. Nach der Rebenlandrallye sitze ich am Wochenende bei der Azores Rally in der europäischen Auslage und will auch dort überzeugen."

Ich sitze einem jungen Mann gegenüber, der neben überragendem Können auch Charisma, Entschlossenheit und enorme Willenskraft zeigt und ich denke mir wieder einmal, sieht den keiner aus der Branche dieses Juwel, von dem es gleich zwei gibt? Geht man wirklich nur noch den einfachen Weg in der Werbung und schaltet einfach Inserate in inhaltslosen Zeitungen oder nichtssagende Werbespots? Wie wäre es denn mit einem Protagonisten, der Auftreten, Charme, Können und Redegewandtheit vorzuweisen hat? Einem jungen Repräsentanten, zu dem nicht nur das Produkt, sondern auch der Slogan passt, den ich den Freunden der Industrie gerne kostenlos abtrete: "Ein Versprechen für die Zukunft!"

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